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Review: Fevre Dream

Fevre Dream
 
Autor: George RR Martin
Jahr:
ISBN:1857983319 (engl.)

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Wertung: 7 / 7 Ein intensiver und fantastisch erzählter Roman, der auf die Vampire ein ganz neues Licht wirft.


New Orleans, 1857. Abner Marsh hat als Besitzer einer kleinen Flotte von Dampfschiffen eine Menge Pech gehabt. Das Schicksal scheint es aber gut mit ihm zu meinen: Joshua York bietet ihm die Partnerschaft an und ist sogar bereit, ein neues Schiff zu bauen. Seine einzigen Bedingungen sind, dass er der Kapitän ist und dass Abner keine Fragen stellen soll. Abner schlägt ein und kurze Zeit später läuft die Fevre Dream vom Stapel, ein prachtvolles und luxuriöses Schiff mit großen Ambitionen.

Schnell erweist sich Joshua York als seltsamer Mensch. Er schläft tagsüber und wird erst in der Nacht aktiv. Und was sind das für merkwürdige Leute, die er mit an Bord bringt? Abner hat zwar versprochen, das Verhalten zu tolerieren, aber von einer echten Partnerschaft erwartet er zumindest Offenheit und Ehrlichkeit. Er bekommt schließlich die Antworten, die er will, aber das ist erst der Anfang einer Geschichte, die er so schnell nicht vergessen wird...

George R.R. Martin ist ein hervorragender Erzähler und nimmt den Leser mit auf eine bedrohliche Reise mit vielen Wendungen und Untiefen. Seine Charaktere, allen voran der Kapitän Abner Marsh und der geheimnisvolle Joshua York, sind farbenfroh und haben eine starke Ausstrahlung. Ganz nebenbei erfährt man eine Menge über Schaufelraddampfer und dem Leben auf dem Fluss. Umso drastischer ist der Kontrast, wenn die Geschichte Fahrt aufnimmt und düsterer wird. Was auf den ersten Blick durchschaubar und vorhersehbar wirkt, wird immer wieder von überraschenden Ereignissen durchkreuzt und ein ums andere Mal entwickelt sich die Geschichte in eine Richtung, die man als Leser nicht erwartet hätte.

Bereits in diesem Roman wird deutlich, wofür Martin später berühmt wird: alle Charaktere handeln absolut glaubhaft und müssen in manchen Situationen schmerzhaft erkennen, wie schnell das Leben vorbei sein kann - es gibt keine Rettung in letzter Sekunde à la Hollywood. Besonders ans Herz wächst einem der Kapitän Abner Marsh. Zuerst wirkt er wie jemand, der gerne Befehle gibt und ansonsten nichts im Kopf hat. Doch dieser Eindruck täuscht. Er mag zwar nicht der schnellste sein, aber er vergisst nichts und so manche Erkenntnis dringt mit Verspätung trotzdem zu ihm durch.

Sehr amüsant ist die Sprache der einzelnen Personen. Neger sprechen mit Akzent und falscher Grammatik, Abner klingt wie ein alter Seebär der in seinen Bart hineingrummelt und Joshua ist der gebildete Mann, der sich für Gedichte von Lord Byron begeistert. Alles passt perfekt zusammen und erzeugt eine unheimlich schaurige und spannende Atmosphäre. Dieses Buch kann ich jedem Fantasy- und Horror Fan nur wärmstens empfehlen! Man sollte aber über sehr gute Englischkenntnisse verfügen, wenn man das Buch im Original lesen möchte.

Seite zuletzt geändert am 19.December 2006, um 23:43