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Motive: Galaktische Imperien * Kriegsf?hrung und Waffensysteme Wertung 5 von 7 spannende Geschichte wenn auch mit leicht stereotypen Charakteren und ohne neue Ideen Amazon schreibt: Das Reich der Achtzig Welten wird seit 1600 Jahren von einem Kaiser regiert, der den Tod überwunden hat und nahezu unsterblich ist. Einst ein großer Wissenschaftler hat der Kaiser eine Möglichkeit gefunden, Tote wieder zum Leben zu erwecken, und mit diesem Wissen erhält er eine Dynastie aufrecht, die einen Großteil der von Menschen besiedelten Galaxis umfasst. Doch die Macht des Kaisers ist nicht unangefochten -- die Rix, ein fanatischer Kult von Frauen, die ihre Körper mit Hilfe von Cyborg-Implantaten umgestaltet haben, will das Reich mit Künstlichen Intelligenzen besiedeln, die sie wie Götter anbeten.
Als die Rix den Planeten Legis XV mit einer KI infizieren und die Schwester des Kaisers gefangen nehmen, bricht offener Krieg aus. Der Raumschiffkapitän Laurent Zai befindet sich in der Nähe von Legis und soll die kindliche Kaiserin retten, doch er stößt auf ungeahnte Schwierigkeiten. Die gerade erst zum Bewusstsein erwachte KI von Legis ist auf ein gefährliches Geheimnis gestoßen, dessen Verbreitung der Kaiser um jeden Preis verhindern will. Notfalls nimmt er dafür sogar in Kauf, ganze Welten zu vernichten.
Weltensturm vom für mich unbekannten Autoren Scott Westerfeld ist eine überaus positive Überraschung. Aus der Zusammenfassung wird gar nicht richtig klar, auf was man sich als Leser einlässt (aber das triff wohl auf die meisten Klappentexte zu). Das Buch ist spannend geschrieben mit viel Liebe zum Detail. Trotz seiner mehr als 800 Seiten habe ich es in einem Rutsch gelesen. Etwas störend fand ich zu Beginn die schnellen Wechsel zwischen den Kapiteln. Ich hoffe, dieses Stilmittel setzt sich nicht durch. In Weltensturm tut es nicht wirklich weh, aber das kann schnell nach hinten losgehen. Insgesamt gibt es drei Schauplätze. Am Rande des Kaiserreiches kämpft Zai mit dem neuarigen Raumschiff Luchs gegen das Raumschiff der einfallenden Rix. Auf dem Planeten Legis XV versucht die KI Alexander, den Planten zu übernehmen. Und schließlich tobt auf dem Heimatplaneten ein Machtkampf zwischen dem Kaiser und dem Senat. Verbunden werden die Handlungen durch ein gemeinsames Element - der Liebe! Insgesamt klappt das ganz gut, wenn es auch an manchen Stellen ins Kitschige abgleitet. Von einem SF Roman erwartet man Ideen und von denen gibt es einige. Sie sind nicht unbedingt neu, aber die Art und Weise, wie die Effekte beschrieben werden, weiß zu begeistern. Es gibt z.B. verschiedene Arten von Gravitation, die für Antigravfelder benutzt wird. Man erfährt nur grob wie sie funktionieren, dafür werden eindrucksvolle Beispiele genannt und mit den Gravitationsgeistern wird ein unangenehmer Nebeneffekt beschrieben, den wohl keiner gerne erleben möchte. Ähnlich verhält es sich mit den KI-Drohnen. Dabei handelt es sich um intelligente Miniaturdrohnen, die eine zerstörerische Wirkung auf Raumschiffe haben. Der Höhepunkt war für mich die Raumschlacht in der Mitte des Buches, die sich wohltuend von den üblichen Kämpfen absetzt. Ein klassisches Duell mit Zeit für Planung und fiesen Tricks und vielen Details. Wau! Der Hintergrund der Geschichte ist durchdacht, konnte mich aber nicht in ihren Bann ziehen. Dazu erfährt man zu wenig über die Bewohner der 80 Welten, um stärkere Emotionen entwickeln zu können. Auf der anderen Seite ist es nicht unbedingt notwendig, die ganzen Informationen überhaupt zu bekommen. Lieber nur einen Ausschnitt präsentieren und die Geschichte für sich wirken lassen. Kommen wir zu einem der Schwachpunkte der Geschichte - den Charakteren. Scott Westerfeld gibt sich große Mühe um ihnen Leben einzuhauchen, letzten Endes konnten sie mich nicht überzeugen. Das führt zu einigen kleineren Überraschungen, z.B. was die Rix für Gefühle entwickeln können oder inwieweit sie sich verändern können. Interessant geraten ist die KI Alexander (ein passender Name). Zusammen mit der Rix h_rd bildet er ein nahezu unschlagbares Team. Glücklicherweise hat man wenig Gelegenheit, über die schwachen Charaktere weiter zu grübeln. Interessant sind dabei besonders einige Themen, die eine Brücke zu uns schlagen. Es gibt z.B. einen Konflikt zwischen den Lebenden und den Toten (ehemals Lebende, die durch einen Symbianten - kein Schreibfehler - am Leben erhalten werden), der mich stark an die Diskussionen zwischen Jugend vs. Senioren erinnert hat. Die alten Männer in der Politik bestimmen die Zukunft der Jugend... Spannend ist auch das Thema, wie groß der Genpool sein muss um das Überleben einer Rasse zu sichern. Erkauft man sich mit dem Ausmerzen von Krankheiten vielleicht eine mangelnde Anpassungsfähigkeit und muss später einen großen Preis dafür zahlen? Wobei ich nicht glaube, dass für einen stabilen Genpool Millionen von Menschen notwendig sein müssen, wie Scott Westerfeld meint. Das Fehlen von wirklich neuen Ideen und die etwas stereotypen Charaktere drücken auf die Gesamtwertung, aber allein schon wegen der Raumschlacht in der Mitte lohnt sich das Lesen. Man wird spannend unterhalten und hat eine wunderbare Zeit. Wer mal wieder unschlüssig vor dem Bücherregal stehen sollte, braucht nicht lange zu überlegen und kann beruhigt zu Weltensturm greifen. Januar 2007 << Triplanetary | Kritiken chronologisch | Spin >> Seite zuletzt geändert am 01.February 2007, um 16:15 |