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Wertung 4 von 7 - ein typischer Pulp Klassiker mit interessantem Thema A.E. van Vogt war einer der großen Autoren des Golden Age. Im Gegensatz zu Isaac Asimov oder Robert A. Heinlein werden seine Bücher schon lange nicht mehr auf deutsch aufgelegt. Wahrscheinlich hätte es noch viel länger gedauert, bis ich nach einem Buch gegriffen hätte, wenn nicht von meinem Lieblingsautoren John C Wright eine Fortsetzung Null A Continuum Ende Juli 2008 erscheinen würde (Amazon.de). Meine Erfahrungen mit den alten Pulp Klassikern sind eher durchwachsen und The World of Null-A bildet keine Ausnahme. Der Protagonist ist Gosseyn (ein englisches Wortspiel, go sane, was in etwas werde geistig gesund bedeutet, komme zu Verstand), er möchte an den Spielen teilnehmen, die in der Maschinenstadt veranstaltet werden um Positionen zu besetzen (inklusive des Präsidenten wenn vakant). Wer sich als würdig erweist, darf zur Venus auswandern um dort zu leben. Die Kandidaten müssen beweisen, dass sie die Null-A Denkweise verinnerlicht haben und nach ihr leben. Null-A steht für non Aristotelian und dahinter verbirgt sich die sehr interessante Idee der Allgemeinen Semantik von Alfred Korzybski (Wikipedia deutsch und englisch, online Science and Sanity):
Die Konsequenz ist, dass man sein Denken nicht darauf beschränken soll, was scheinbar unveränderlich ist, sondern weiterfragen und nach neuen Wegen suchen muss. Am anschaulichsten wird das im Film Die Matrix, wo durch Gedankenkraft Löffel verbogen werden können oder übermenschlich schnelle Bewegungen möglich sind. Gosseyn muss schnell erkennen, dass ein Teil seiner Erfahrungen falsch ist und dass er manipuliert wird. Aber von wem und was steckt dahinter? Durch Ermittlungen auf eigene Faust und durch geschicktes Ausspielen seiner Gegenspieler kommt er langsam dem Geheimnis auf die Spur - doch reicht die Zeit, die ihm verbleibt? Die Handlung entwickelt sich im typischen Pulp Stil. Es gibt viele kleine Kapitel, die in sich recht homogen sind, aber durch wilde Sprünge in der Handlung etwas willkürlich miteinander verbunden sind. Häufig endet ein Kapitel mit einem Cliffhanger, was ein klarer Hinweis auf die Erstveröffentlichung in Magazinen ist (die Leser mussten bei der Stange gehalten werden). Aus heutiger Sicht verliert das Buch durch diesen Stil an Wirkung. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob Teile fehlen oder ob ich irgendetwas überlesen habe. Hinzu kommt, dass Gosseyn der einzige Charakter ist, der sorfältig ausgearbeitet wurde. Seine Freunde und Feinde werden nur angerissen, und wenn sie in einem Kapitel mal mehr Platz bekommen, sind sie kurze Zeit später wieder verschwunden. Zum Ende hin erweitert sich der Blickwinkel und die Geschichte gewinnt spürbar. Es bleiben leider noch einige Fragen offen, aber man hat wenigstens das Gefühl, ein leidlich gutes Buch gelesen zu haben. Ich kann mir gut vorstellen, wieso das Buch vor 60 Jahren so eingeschlagen hat. Aus heutiger Sicht kann man es nur noch mit Abstrichen empfehlen. Wer sich für die alten Klassiker interessiert, kann ruhig zugreifen. Die Thematik ist zeitlos und ich kenne keinen Roman, der sie wieder aufgegriffen hätte. Allen anderen empfehle ich, lieber moderne SF zu lesen. April 2008 << Memorare | Kritiken chronologisch | Bad Monkeys >> Seite zuletzt geändert am 04.April 2008, um 09:29 |