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Original: WAR NO. 81-Q
Aus dem Amerikanischen von Thomas Ziegler
War No. 81-Q erschien zuerst in der Ausgabe IX, Nr. l, Juni 1928, von The Adjudant, einer Publikation der Washington D. C. Public School. Sie galt lange Zeit als verschollen.
Es kam zum Krieg.
Tibet und Amerika, die beide Anspruch auf das Strahlungsenergie-Monopol erhoben, beantragten eine Kriegserlaubnis für das Jahr 2127 A.D.
Der Universelle Kriegsrat genehmigte diesen Krieg, aber stellte bestimmte Bedingungen. Der Krieg wurde, nachdem einige Kompromisse geschlossen und Änderungen vorgenommen wurden, von den beteiligten Nationen akzeptiert.
Die Bedingungen lauteten:
a) Fünf 22.000-Tonnen-Luftschiffe, Kombinationen aus lenkbaren und gasgetriebenen Modellen, sollten die einzigen Kriegsteilnehmer sein.
b) Ihre Bewaffnung durfte nur aus Maschinengewehren bestehen, die lediglich non-explosive Munition verschossen.
c) Das Kriegsterritorium von Kerguelen mußte von den beiden Nationen – der Vereinigten Amerikanischen Nation und der Mongolischen Allianz – für den zwei Stunden dauernden Krieg gemietet werden, der am Mittag des 5. Januar 2127 beginnen sollte.
d) Die unterlegene Nation mußte alle Kosten des Krieges mit Ausnahme der Miete für das Kriegsterritorium übernehmen.
e) Keine menschlichen Wesen durften das Schlachtfeld betreten. Die mongolischen Kontrolleure sollten sich in Lhasa, die amerikanischen in der Stadt Franklin aufhalten.
Die beteiligten Nationen hatten keine Schwierigkeiten, das Kriegsterritorium von Kerguelen zu mieten. Die von der Australischen Liga erhobene Miete belief sich, wie gewöhnlich, auf vierzig Millionen Dollar pro Stunde.
Schaulustige aus allen Teilen der Welt strömten an den Grenzen des Territoriums zusammen und bemühten sich, die besten Plätze zu bekommen. Ungeheure Nachfrage nach Q-Strahl-Teleskopen setzte ein.
Sorgsam überholten die Mechaniker die riesigen Kriegsmaschinen.
Die Fernsteuerungen, die kompliziert wie Uhrwerke waren, wurden in den Kontroll-Stationen in Lhasa und in der Stadt Franklin sowie in den Kriegsschiffen selbst perfektioniert.
Die Schiffe erschienen pünktlich auf die Minute zur festgesetzten Zeit.
Gesteuert von ihren Piloten, die Tausende von Kilometern entfernt waren, schwebten und kreisten die großen Luftschiffe am Himmel, und keine der beiden Flotten wagte, zuerst mit dem Angriff zu beginnen.
Es gab fünf amerikanische Schiffe, die Prospero, Ariel, Oberon, Caliban und die Titania, und fünf chinesische Schiffe, die die Mongolen gemietet hatten, und zwar die Han, Tsing, Tsin, Yuen und Sung.
Die mongolische Flotte erregte das Mißfallen der Zuschauer, indem sie eine Nebelwand erzeugte, die weitgehend die Sicht versperrte.
Die Prospero, mit allen Gewehren feuernd, tauchte in die Nebelwand ein und auf der anderen Seite wieder auf, außer Kontrolle, mit ungesteuerten Maschinen, ziellos torkelnd. Als sie sich der Grenze näherte, wurde sie von ihrem Tausende Kilometer entfernten Piloten sicher und risikolos gesprengt. Aber das Opfer war nicht vergeblich. Die Han und die Sung, beide bereits erheblich beschädigt, schoben sich langsam aus dem Nebel. Die Han, die deutlich erkennbar dem Untergang geweiht war, wurde von einem glücklichen Schuß der Caliban getroffen und stürzte mehrere hundert Meter mit zerfetzter linker Tragfläche in die Tiefe. Doch für ein oder zwei Sekunden gewann der Pilot noch einmal die Kontrolle zurück und setzte die Caliban mit einem einzigen Schuß außer Gefecht, und dann fiel die Han der Felseninsel unter ihr und damit der sicheren Vernichtung entgegen.
Die Caliban und die Sung drifteten weiter und feuerten aufeinander. Sobald feststand, daß keines der beiden Schiffe im weiteren Schlacht verlauf noch von Nutzen sein würde, wurden sie – einer stillschweigenden Übereinkunft gemäß – vom Feld genommen.
Nun verblieben auf jeder Seite noch drei Schiffe, die durch die Nebelschwaden kreuzten und hin und wieder landeten, um die Maschinen abzukühlen.
Unter den Zuschauern machte sich Spannung breit, als von der Stadt Franklin mitgeteilt wurde, daß ein neuer und vollkommen unbekannter Pilot, Jack Bearden, das Kommando über alle drei Schiffe übernehmen würde!
Und niemals zuvor hatte ein amerikanischer oder mongolischer Pilot über Funk mehr als zwei Schiffe gesteuert! Außerdem waren zwei der berühmtesten mongolischen Fliegerasse, Baartek und Soong, an dem Kampf beteiligt, während ein noch weit berühmterer Pilot, der chinesische Söldner Tang, die Yuen kommandierte.
Die Amerikaner unter den Zuschauern protestierten dagegen, daß ein so junger und unerfahrener Pilot die Schiffe steuerte.
Die Regierung erwiderte, daß sie vollstes Vertrauen in Beardens Fähigkeiten besaß.
Aber als der junge Pilot vor den Fernsehschirm trat, auf den die Schlacht übertragen wurde, und das Gewirr der Kontrollen vor sich sah, da erkannte er, daß seine Fähigkeiten sowohl von ihm selbst als auch von allen anderen überschätzt worden waren.
Er setzte sich in den hohen Stuhl und griff nach den Geschwindigkeitsreglern, die man direkt hinter ihm angebracht hatte. Er lehnte sich zurück und fiel! Mit dem Kopf prallte er gegen zwei Knöpfe, und er sah, wie sich die Oberon und die Titania in die Luft sprengten.
Die drei Feindschiffe unternahmen einen gemeinsamen Angriff auf die Ariel.
Bearden drehte sein Schiff und ließ es völlig in der Nebelwand verschwinden.
Er sah, wie die gewaltige Masse der Tsing auf ihn hinuntersackte. Instinktiv feuerte er – und traf das Kontrollzentrum.
Als er zur Seite auswich und die Tsing an ihm vorbeistürzte, verfehlte er die Tsin nur um Zentimeter. Der Pilot der Tsin schoß auf die rechten Tragflächenhalterungen der Ariel und lockerte sie.
Für einige Sekunden war er allein, oder besser: Die Ariel war allein. Er saß hinter dem Kontrollpult im Kriegsgebäude der Stadt Franklin.
Die Yuen, gesteuert von dem Meisterpiloten Tang, tauchte hinter ihm auf, zerstörte die Spitze seiner linken Tragfläche und verschwand im Rauch der Nebelwand, bevor der verdutzte Bearden einen einzigen Treffer erzielen konnte.
Bei der Tsin hatte er mehr Glück. Als sie auf die Ariel hinunterstieß, vernichtete er ihre Feuerleitkontrollen. Dann raste sie von unten wieder auf ihn zu, um die Ariel zu rammen, und Bearden warf die Hälfte seiner Maschinengewehre über Bord. Sie kollidierten mit der Tsin, die augenblicklich explodierte.
Nun blieben nur noch die Ariel und die Yuen übrig! Ein Meisterpilot stand einem anderen Meisterpiloten gegenüber.
Bearden erwischte mit einem Glückstreffer das Steuerruder der Yuen, ohne es allerdings ganz zerstören zu können.
Die Yuen warf weitere Nebelbomben ab.
Bearden stieg höher; er befand sich noch immer sicher und geborgen in Amerika, aber die Ariel stieg empor.
Die Zuschauer in ihren Helikoptern lärmten mit Trillerpfeifen, gaben Pistolenschüsse ab und applaudierten wie von Sinnen.
Tang ließ die Yuen bis auf wenige hundert Meter über der Wasseroberfläche sinken.
Auch ihm applaudierte man.
Bearden inspizierte sein Schiff mit dem Autotelevisor. Bei der geringsten Belastung würde es auseinanderfallen.
Er steuerte das Schiff nach rechts und bereitete sich auf eine Landung vor.
Unter der Belastung brach seine linke Tragfläche ab, und die Arielbegann in die Tiefe zu trudeln. Er richtete seine Autotelevisor auf die Yuen, um nicht mit ansehen zu müssen, wie sein eigenes Schiff, von dem sein Ansehen und seine Zukunft abhingen, zerbarst.
Die Yuen wurde von seiner linken Tragfläche getroffen, die wie ein Stein gefallen war. Sechsundvierzig Sekunden später explodierte die Yuen.
Nach internationalem Recht hatte Bearden damit für Amerika den Krieg gewonnen, mit allen Ehren des Siegers und den ungeheuren Einkünften aus der Nutzung der Strahlungsenergie.
Die ganze Welt jubelte diesem Lindbergh des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts zu.
Ende