Willkommen >> Buchkritiken >> NachTitel Skinner. Der blaue Tod.
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Wertung: 4 von 7 Geniale Atmosphäre aber zuviel Action zum Schluss, wo das Buch eigentlich schon zu Ende ist. Spatterjay ist eine beeindruckende Welt. Durch ein Virus sind alle Lebewesen nahezu unsterblich. Die Tierwelt hat sich allerdings hervorragend angepasst und einige interessante Strategien entwickelt. Zu Beginn jedes Kapitels wird die Geschichte vom ewigen Kreislauf des Lebens - fressen und gefressen werden - weitererzählt. Wie gefährlich es sich hier lebt wird ständig deutlich, ein unachtsamer Moment genügt um Gliedmaßen oder mehr zu verlieren. Auf diesem Planeten leben die Hooper, ziemlich zähe Seefahrer von denen einige mehrere hundert Jahre alt sind und eine außergewöhnliche Stärke erworben haben. Einer von ihnen ist mutiert zum Skinner, einem 4 Meter großen Lebewesen das seinen Opfern bevorzugt die Haut abzieht. Endlich wurde beschlossen, die Gefahr ein für allemal zu beseitigen und ihn zu töten. Auf diese Welt führt das Schicksal von 3 Menschen zusammen. Keech ist ein lebender Toter, künstlich am Leben gehalten und eine sogenannte Reifikation. Er sucht nach verurteilten Verbrechern, um seine Aufgabe zu beenden. Erlin war schon vor Jahren auf Spatterjay und sucht den Kapitän Ambel, ihre eigentlichen Absichten bleiben lange unklar. Der dritte ist Janer, verbunden mit einer "Schwarmintelligenz" ist er auf der Suche nach Abenteuern. Eigentlich sind alle Zutaten für ein gute Geschichte vorhanden. Die Welt ist einzigartig und wird detailiert dargestellt. Viele interessante Zutaten verleihen dem ganzen zusätzlich Würze, z.B. verschiedene Kriegsdrohnen, die außerirdischen "Prador", der "Hüter", Frisk und das "Sprine". Leider ist das Ergebnis "nur" durchschnittlich geworden. Zum einen nimmt sich Neil Asher zu wenig Zeit für seine Haupt-Charaktere. Keech, Erlin und Janer bleiben über weite Strecken blass und zeigen wenig Gefühl. Asher braucht sie anscheinend nur, um die Story zusammenzuhalten. Der Einstieg ist sehr zäh. Richtig in Fahrt kommt die Geschichte, als Kapitän Ron mit seinem Schiff aufbricht. Die Seefahrerei und die gnadenlos gefährliche Welt lassen richtig Atmosphäre aufkommen und entschädigen für die trockenen ersten Seiten. Die Hooper haben alle ihre Macken und wirken auf angenehme Weise lebendig, kleine Gesten verraten, wie lange sie sich schon kennen und dieses Gefühl überträgt sich auch auf den Leser. Mit Einführung der Prador, eine sehr eigenartige außerirdische Rasse, wird auch die Handlung spannender. Die Prador sind hervorragend ausgearbeitet und von uns völlig verschiedenen. Hier zeigt sich das wahre Talent von Neil Asher, bis ins kleinste Detail entspricht jede Aktion genau dem Naturell der jeweiligen Maschine/Person/Alien und an keiner Stelle hat man das Gefühl, dass etwas nicht zusammenpasst. Dieser farbige Hintergrund ist es, der einem auch später noch lange Zeit im Gedächtnis bleibt. Ungefähr 200 Seiten vor Schluss erreicht das Buch seinen Höhepunkt und von da an heißt es "Bühne frei für Action". Mich hat das letzte Drittel ziemlich gelangweilt weil völlig klar ist, wie die Geschichte ausgeht. Das Segel "Windtäuscher" und die Drohne "Sniper" sind noch ganz amüsant, aber ich hätte eine intelligentere Auflösung der Geschichte bevorzugt - Potential war genug vorhanden. Mit Jack Vance, wie der Klappentext suggeriert, kann das Buch nicht mithalten. Allenfalls die exotische und unvergessliche Welt lässt einen Vergleich zu, aber die Handlung lässt den gewissen Esprit vermissen. Was hätte man aus diesem Szenario alles machen können - schade! Trotzdem lohnt es sich, Neal Asher im Auge zu behalten denn sein Einfallsreichtum ist bemerkenswert. Selbst Wochen und Monate später denkt man noch an Spatterjay zurück und das gelingt nur den wenigsten Autoren. Seite zuletzt geändert am 19.August 2006, um 01:28 |