Willkommen >> Buchkritiken >> NachTitel
Wertung 5 von 7 Rasante Zukunftsvision Willkommen in der schönen neuen Welt von Max Barry! Nike hat eine tolle Marketing Idee: um den Verkauf anzuheizen, sollen 10 Kunden getötet werden. Damit der Verdacht nicht auf die Abteilung fällt, wird der naive Hack angeheuert, der ahnungslos in diesen Auftrag hineinschliddert. Er macht das einzig richtige und geht zur Polizei - aber damit geht die Sache erst richtig los! Alles ist käuflich und wird in Verträgen festgehalten, die sehr unangenehme Klauseln haben. Und wenn das Guerilla-Marketing sich eine neue Kampagne ausdenkt, geht man lieber in Deckung. Der Klappentext hält was er verspricht, ich habe schon lange nicht mehr eine solch rasante Geschichte gelesen. Die aufgezeigte Zukunft ist zwar nur teilweise realistisch, dafür kommt sie bitterböse daher. Gegen Mitte des Buches gibt es für mich einen kleinen Durchhänger, weil die Handlung zu sehr ins chaotische, anarchistische abgleitet. Hätte man den Plot nicht anders gestalten können? Sei's drum. der größte Reiz ist von da an, wie die einzelnen Figuren zusammenspielen. Von denen gibt es eine ganze Menge, man sollte deshalb keine größere Pause beim Lesen einlegen sonst ist der Überblick schnell dahin. Mit den Hauptfiguren wurde ich bis zum Schluss nicht warm. Da wäre zum einen John Nike, der ziemlich ungewöhnliche Methoden hat, um Produkte zu vermarkten. Sein Größenwahn verleiht der Geschichte den richtigen Pepp, verstanden habe ich ihn aber nicht. Seine Gegenspielerin ist Jennifer Goverment von der Regierung. Sie hat noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen und nimmt den Fall sehr persönlich. Ihr Privatleben bleibt dabei auf der Strecke, aber im Grunde war mir egal, was mit ihr passiert. Interessanter sind da die kleinen Geschichten am Rande gewesen, die um die anderen Figuren herum erzählt werden (Billy NRA, Violet oder Buy, um nur einige zu nennen). Eine sehr gute Idee ist, dass die Leute als Nachnamen den Namen der Firma tragen ("John Nike", "Jennifer Goverment", ...). Das sorgt für Witz und zeigt, wie mächtig die Firmen sind und wie stark die Menschen manipuliert werden (sollen). Es gibt eine nette Anspielung auf Eine Handvoll Venus und Ehrbare Kaufleute von C.M. Kornbluth und Frederik Pohl. Beide Bücher haben als zentrale Themen "Werbung" und "Manipulation von Menschen", allerdings geht die Vision in Logoland viel weiter und beschreibt eine eigene Gesellschaftsform. Sehr empfehlenswert und dicht an einer 6er Wertung dran! August 2006 << Stories of Your Life and Others | Kritiken chronologisch | Da Vinci Code >> Seite zuletzt geändert am 29.September 2006, um 12:51 |