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Wertung 1 von 7 Herbe Enttäuschung, ein überflüssiges Buch Null-A Continuum ist eine Fortsetzung der ersten beiden "Null-A" Bücher (hier mein Review zum ersten Band World of Null-A) von A.E. van Vogt. In seinem Blog schreibt John C. Wright über die Schwierigkeiten mit dem Copyright und wie sehr er sich geehrt gefühlt hat, eine Fortsetzung schreiben zu dürfen. Sein Ziel war eine würdige Fortsetzung, die bei den Fans von van Vogt ankommt. Nun kann man verschiedene Ansichten darüber haben, was würdig bedeutet. Ich hätte erwartet, dass John C. Wright das Thema aufgreift und modernisiert. van Vogt war ein typischer Pulp Autor seiner Zeit und das Pulp Format hat meiner Meinung heutzutage nichts mehr verloren. Wer hangelt sich schon gern von Cliffhänger zu Cliffhänger oder erfreut sich an seichter Unterhaltung - ich nicht. Und genau hier setzt meine Hauptkritik an. John C. Wright hat zu sehr versucht, den Schreibstil seines Vorbildes zu imitieren und verschlimmbessert die falschen Stellen. Das Ergebnis ist eine pure Enttäuschung. Bevor man anfängt eine Warnung: eine genaue Kenntnis der beiden Vorgänger Bände ist ein Muss. John C. Wright fasst zu Beginn die Handlung sehr schön zusammen und erklärt seine Gründe, wieso er den dritten Band von van Vogt außen vor lässt. Allerdings tauchen Personen sehr plötzlich auf und der Leser sollte wissen, welchen Platz sie in der Welt haben. Die Charaktere selbst bleiben größtenteils blass und wirken wie Spielbälle in der sehr komplexen Handlung. Ich hatte teilweise das Gefühl, einen schlechten Film zu sehen. Aus dem Nichts taucht etwas auf und verschwindet kurze Zeit später wieder - egal, ungeschoren reist Gosseyn, der Protagonist, weiter zu seinem Ziel. Diese mangelnde Charakterentwicklung hat es mir sehr schwer gemacht, eine Beziehung zum Buch aufzubauen. Hinzu kommt, dass Gosseyn ein problematischer Held. Er ist (nahezu) unsterblich und kann sich mit Hilfe seines zweiten Gehirns fast überall hin teleportieren, besitzt allerdings falsche Erinnerungen. Diese Kombination klingt vielleicht interessant, ist es aber nicht. Die Superman Eigenschaften machen es schwer, plausible Herausforderungen für ihn zu finden, und die falschen Erinnerungen führen dazu, dass er kein greifbarer Mensch mehr ist. Wie ein Roboter mit einprogrammierten Handlungsweisen gleitet er schnurstracks durch die Ereignisse. Die an und für sich interessante Frage, wer ihn manipuliert, geht unter in Technobabble und Infodumping. Damit nicht genug, um Spannung zu erzeugen muss ein ebenbürtiger Gegenspieler her - und wer könnte dafür besser geeignet sein als Enro, der ebenfalls unglaubliche Fähigkeiten besitzt wie man sie aus dem Pulp Zeitalter gewohnt ist. Naja. Die Handlung wurde auf galaktische Maßstäbe aufgebläht wie man sie, wie ein anderer Reviewer richtig erkennt, von E.E. Doc Smith gewohnt ist. Trotz oder wegen des gewaltigen Dimension konnte mich die Handlung nicht überzeugen und bleibt über weite Strecken sehr schwach. Ich habe nichts gegen gute, harte SF, aber sie muss plausibel sein. In Null-A Continuum wirkt alles so selbstgefällig und konstruiert, so dass mir die Lust am Lesen schnell vergangen ist. Fazit: ein überflüssiges Buch mit einer viel zu komplexen Handlung, in der sich die Menschen verlieren und die Technik im Vordergrund steht. Eingefleischte van Vogt Fans können einen Blick riskieren (ich habe eine Kopie zum Tausch!), alle anderen machen lieber einen Bogen. Juli 2008 Weitere Reviews: << Muse of Fire | Kritiken chronologisch | Schatten des Windes >> Seite zuletzt geändert am 17.July 2008, um 12:42 |