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Motive: Wertung 4 von 7 Originell, aber zu behäbig Meine Hassliebe mit Neal Asher setzt sich fort. Nach dem originellen Cowl war ich gespannt auf die Fortsetzung zu Skinner, die eine Rückkehr nach Spatterjay bedeutet. Worum geht's? Reifikationen sind Menschen, die gestorben sind und durch Geräte künstlich am Leben gehalten werden. Totes Gewebe bleibt tot, aber der Zerfallungsprozess des restlichen Körpers wird gestoppt. Normale Menschen betrachten sie mit Abscheu, weil sie keine echten, lebendigen Menschen mehr sind. Sable Keech war der erste, der durch das Spatterjay Virus und merkwürdigen Umständen wieder zum Leben erwacht ist. Taylor Bloc, selbst eine Reifikation, hat ein riesiges Schiff auf Spatterjay bauen lassen und Gleichgesinnte um sich gesammelt. Zusammen wollen sie die gleiche Reise wie Sable Keech machen mit der Hoffnung auf Wiedergeburt. Das Schiff wird von 3 Segel angetrieben, darunter das exzentrische, verrückte Segel Zephyr. Die Hoppers stellen wie gewohnt die Besatzung. Doch das ist nicht alles. Das Prador Schiff aus dem Vorgänger wurde nicht komplett vernichtet und ein Nachkomme hat überlebt und sich durch das Virus verändert. Es hat nur ein Ziel: weiterleben und dem Planeten entkommen, doch das Raumschiff ist stark beschädigt und muss repariert werden, was unter den wachsamen Augen des Warden und Snipers sehr schwierig wird... Im dritten Subplot macht sich ein Riesen Whelk auf die Suche nach Erlin, um den Tod seiner Jungen zu rächen. Der Einstieg in das Buch war für mich sehr schwer. Die ersten 80 Seiten bestehen aus Rückblenden und Zusammenfassungen für Leser, die Skinner noch nicht kennen. Für alle anderen sind es Wiederholungen, die man geduldig überstehen muss. Es dauert außerdem einige Zeit, bis die drei Handlungsstränge in Gang kommen. Sie beginnen an unterschiedlichen Orten und wechseln realtiv häufig - ein Stilmittel dass ich bereits in anderen Büchern kritisiert habe. Ich finde, dass dadurch die Atmosphäre und die Identifikation mit den Charakteren leidet, und genau das ist hier der Fall. Nachdem diese Phase geschafft ist, geht es endlich zur Sache. Taylor Bloc ist nicht nur manipulativ, er hat auch eine eigene Schutztruppe um sich gescharrt, um seine Interessen konsequent durchzusetzen. Die Reise geht los und man stellt schnell zwei Sachen fest: erstens ist Spatterjay trotz aller Vorbereitung eine verdammt gefährliche Welt und zweitens gibt es einige Gruppen, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Die Charakterisierung ist sehr gut gelungen und die Handlung entpuppt mehr Tiefe, als man ihr auf den ersten Blick zugetraut hätte. Am besten hat mir der Handlungsstrang um den Prador gefallen. Da er auf sich alleine gestellt ist fehlt zwar das Gegenspiel zu anderen Pradors, aber auch so bekommt man faszinierende Einblicke in die Psyche dieser Alien Kultur. Die Brutalität und Zielstrebigkeit ist unheimlich, trotzdem drückt man ihm die Daumen das sein Unternehmen gelingt. Der dritte Handlungsstrang konzentriert sich auf ein wahrhaftes Ozeanmonster, dessen Intelligenz sich langsam entwickelt und es zu außergewöhnlichen Taten befähigt. Mich hat dieser zoologische Ausflug recht schnell gelangweilt, weil bereits in den Einleitungen zu jedem Kapitel auf die Tierwelt eingegangen wird und man irgendwann gesättigt ist, so originell das ganze auch ist. Wenn man sieht, was für Zutaten Neal Asher zusammengemixt hat, kann eigentlich nur etwas gutes herauskommen, oder? Die Antwort ist leider nein. Wie schon beim Vorgänger folgt dem schleppenden Beginn zwar ein überragender Mittelteil, wo sich die Handlung entwickelt und die Personen überaus bemerkenswert und lebendig agieren. Der Schluss fällt dagegen wieder ab und las sich sehr zäh. Das Zusammenführen und Auflösen der Plots ist recht platt und un-originell, ich hätte mir etwas intelligenteres gewünscht. Schade ist auch, dass der Prador am Ende nicht mehr die Rolle spielt, die er zu Beginn hatte. Fazit: Der ungewöhnliche Schauplatz mit der genau ausgearbeiteten Fauna auf Grundlage des Spatterjay Virus heben das Buch aus der Masse heraus. Die Handlung hätte Potential für wesentlich mehr gehabt, Neal Asher schafft es aber nicht, Tempo und Spannung hochzuhalten und die drei Handlungsstränge vernünftig zu vereinen. Trotz aller Kritik habe ich mir bereits sein neuestes Buch Hilldiggers bestellt. Nichts geht über eine gesunde Hassliebe. Juli 2007 << Lest Darkness Fall | Kritiken chronologisch | Galactic Patrol >> Seite zuletzt geändert am 20.August 2007, um 12:28 |